Das Stifter-Paar
Zwei Zeitzeugen einer spannenden
(und spannungsgeladenen) Epoche
Ingeborg (genannt Schuscha) Beckherrn-Lipski wurde 1927 in Danzig geboren. Ihr Vater war Fotograf – dadurch erklärt sich wohl die Vielzahl an professionell inszenierten Portrait-Aufnahmen aus ihren frühen Jahren. Nach Flucht und Vertreibung aus der Heimat ihrer Kindheit und Jugend studierte Ingeborg an der Hochschule für Bildende Künste im damaligen West-Berlin Bildhauerei und Keramik. Anschließend arbeitete sie in der keramischen Industrie in Hessen und im Rheinland.
Eberhard Beckherrn wurde ebenfalls 1927 in Ostpreußen geboren. Er erlebte die Endphase des Zweiten Weltkriegs als Flakhelfer und schaffte 1945 ebenfalls mit viel Glück die Flucht nach Westdeutschland. Seit den 1950er Jahren arbeitete er als Journalist fast 40 Jahre lang für die Deutsche Presse-Agentur (dpa) – zunächst als Wirtschaftskorrespondent im Ruhrgebiet, dann als leitender Redakteur in der Zentrale in Hamburg. 1970 wurde er für die dpa Auslandskorrespondent zunächst in Warschau, anschließend in weiteren damaligen Ostblock-Metropolen wie beispielsweise Bukarest und Moskau, und schließlich noch in Wien, der damaligen Ost-West-Drehscheibe für Diplomaten und Geheimdienste.
1958 heirateten die Beiden. Ingeborg Beckherrn begleitete ihren Mann auf dessen beruflich bedingter Odyssee. In dem mittlerweile leider vergriffenen Bändchen „Zaungast im politischen Welttheater“ beschreibt sie in Briefen an ihre Mutter Marga überaus anschaulich die großen und kleinen alltäglichen Abenteuer, die es zu Zeiten des real existierenden Sozialismus für westliche Korrespondenten und deren Angehörige im Auge der (damals feindlichen) Macht zu bestehen galt.
Eberhard Beckherrn war wohl das, was man gemeinhin einen „Vollblut-Journalisten“ nennt. Einfallsreichtum und Hartnäckigkeit in der Recherche, gleichzeitig diplomatisches Geschick im Umgang mit Geheimpolizei und „große Tieren“: Während der „heißen“ Phase des „Kalten Krieges“ wurden seine unzähligen politischen Anlaysen und Hintergrundberichte dankbar in nahzeu allen westdeutschen Tages- und Wochenzeitungen abgedruckt – meist allerdings nur unter dem Kürzel „dpa“ seines Arbeitgebers. Der Autor selbst blieb den meisten Lesern verborgen.
Das änderte sich erst am Ende seiner aktiven Berufslaufbahn mit dem Zusammenbruch der Sowjetunion und damit des gesamten „Ostblocks“. Gemeinsam mit seinem russischen Ex-Kollegen Alexej Dubatow verfasste Eberhard Beckherrn mehrere vielbeachtete Sachbücher über die bis dahin weithin unbekannten Seiten des „Wilden Ostens“. Ein weiteres großes Anliegen war ihm die Aufarbeitung all der Greueltaten im und nach dem zweiten Weltkrieg, denen in den ehemaligen Ostgebieten auf beiden Seiten Abertausende von Unschuldigen zum Opfer fielen.
Ihre letzten Lebensjahre verbrachten Ingeborg und Eberhard Beckherrn überwiegend in ihrer Wahlheimat Lammersdorf am Millstädter See in Kärnten/Österreich. Dort hatten sie bereits als junges Ehepaar ihre ersten Urlaube verbracht und Mitte der 1970er Jahre ein Haus gebaut – ein Rückzugsort zwischen den Osteuropa-Einsätzen und ein idyllischer Altersruhesitz gleichermaßen.
Ingeborg Beckherrn verstarb nach schwerer Krankheit im Jahr 2008, Eberhard Beckherrn 2012. Die beiden Stifter hinterließen keine Kinder, von engeren Verwandten ist wenig bis gar nichts bekannt.
Mit ihrer bereits zu Lebzeiten gegründeten und testamentarisch mit dem Nachlass betrauten Stiftung lebt ihr Traum von Freiheit, sozialer Gerechtigkeit und Toleranz in einem friedlich versöhnten Europa ohne Grenzen weiter.